Homöopathische Stallapotheke
Grundausstattung einer homöopathischen Stallapotheke
für „Alltags“ - Verletzungen
Bei schweren Verletzungen und Erkrankungen ziehen Sie bitte sofort Ihren Tierarzt zu Rate.
Die Qual der Wahl – welche Potenz soll gegeben werden?
Die „klassische“ Potenz der Wahl seit den Zeiten Hahnemanns ist die C30. Sie ist – noch – tief genug, um wenig Schaden anzurichten, aber gleichzeitig hoch genug, um bei den meisten akuten und chronischen Erkrankungen bei passender Mittelwahl eine Besserung einzuleiten.
Wie häufig gibt man ein homöopathisches Arzneimittel?
Die „goldene Regel“ von Hahnemann war: eine Gabe und abwarten, was sich tut. Tritt eine Besserung ein, wird solange gewartet, bis sich der Zustand wieder verschlechtert oder stagniert.
Diese Regel kann auch noch heute angewendet werden. Für hoch akute Zustände gilt zusätzlich: bessert sich das Befinden des Tieres nicht innerhalb von 20-30 Minuten nach der Eingabe deutlich, ist das Mittel falsch gewählt, eine Wiederholung wäre nur Zeitverschwendung. Hier ist zu empfehlen, gleichzeitig mit der Mittelgabe einen Tierarzt zu verständigen. Im glücklichsten Fall hat sich die Symptomatik bis zu seinem Eintreffen aufgelöst, in ungünstigeren Fällen ist er dann rechtzeitig vor Ort, um Schlimmeres zu verhüten.
Spricht ein Tier gut auf ein Mittel an, kann die sog. Wasserglas-Methode angewendet werden:
Eine Gabe von 3-5 Globuli oder Tropfen wird mit einem 0,2 l Glas Wasser vermischt. Daraus erhält das Tier in Abständen von 15-30 Minuten (abhängig von der Stärke der Erkrankung) jeweils einen Schluck (ca. 20 ml) direkt in’s Maul gespritzt. Diese Art der Mittelgabe erlaubt eine Wiederholung einer passenden Arznei in kürzeren Abständen. Auch hier gilt, tritt keine Besserung ein, passt das Mittel nicht!
Arnika montana – Bergwohlverleih:
die wohl bekannteste homöopathische Arznei. Anwendung findet sie bei Verletzungen der Weichteile, Überanstrengung, Muskelkater, Stürzen. Ein Leitsymptom ist die Unruhe der Tiere, sie finden keine Lage, in der sie entspannt liegen können, das Symptom im Humanbereich wird beschrieben „Bett wird als zu hart empfunden“. Die Tiere lassen sich nicht anfassen, es wirkt, als wären sie sich ihrer Verletzung nicht bewusst.
Bellis perennis – Gänseblümchen:
ebenfalls ein Mittel für Weichteilverletzungen, die Unruhe ist nicht so stark ausgeprägt wie bei Arnika, es hat einen grösseren Bezug zu Verletzungen des Abdomens (z.B. Harnverhaltung nach Bauchtrauma).
Rhus toxicodendron – Giftsumach:
ebenfalls ein Verletzungsmittel. Verletzungen von Sehnen und Bändern, weniger von Muskulatur sprechen gut auf Rhus tox. an. Es liegt eine deutliche Unruhe vor, die Tiere können nicht still stehen oder liegen, sie sind immer in Bewegung, was sich zum Abend verschlimmert. Stehen sie nach einer längeren Ruhephase auf, bewegen sie sich steif und unbeholfen, mit fortschreitender Bewegung bessert sich der Schmerz – sie laufen sich ein.
Rhus tox, ist ausserdem ein Mittel für nesselsuchtartige Hautausschläge, die stark jucken, ebenfalls mit Verschlimmerung am Abend.
Tiere, die durchgeregnet sind und danach Probleme mit dem Bewegungsapparat oder den Atemwegen haben, sprechen oft gut auf Rhus tox an.
Ruta graveolens – Weinraute:
das nächste Verletzungsmittel. Tiefgreifender als Rhus tox. hat es seine stärkste Wirkung bei Verletzungen von Sehnen und Knochenhaut (Überbeine). Es finden sich ebenfalls Probleme nach Überanstrengung und zu raschem Abkühlen nach Überhitzung (wohl weniger bei Ziegen aber z.B. bei Pferden oder Hunden, die erhitzt in kaltes Wasser springen oder abgespritzt werden).
Symphytum officinale – Beinwell:
noch eine Körperebene tiefer ist Symphytum
angebracht. Ebenfalls noch für
Knochenhautverletzungen geeignet, regt es
die Bildung von Knochenzellen nach Brüchen an.
Auch Verletzungen der Augenhöhle (Knochen) sprechen gut auf Symphytum an.
VORSICHT! Tiere im Wachstum dürfen aufgrund der knochenbildenden Wirkung von Symphytum nur mit Tiefpotenzen bis D12 behandelt werden – hier ist der alternative Einsatz von Calcium-Verbindungen zu empfehlen.
Ledum pallustre - Wasserdost:
ein sehr weitreichendes Mittel. In homöopathischen Kreisen wegen seiner positiven Wirkung bei Folgen von Insektenstichen und Bissen giftiger Tiere (Spinnen, aber auch Zecken) geschätzt. Die Verletzungen bei Ledum sind kalt, kalte Anwendungen werden bevorzugt, warme Anwendungen (Umschläge) werden nicht vertragen.
Hypericum - Johanniskraut:
ein weiteres Verletzungsmittel – Hauptwirkungsbereich ist nervenreiches Gewebe. Bei Ziegen vor allem geeignet für Verletzungen des Rücken und der Klauen (Nageltritt). Die Verletzung ist sehr schmerzempfindlich, Menschen beschreiben den Schmerz genau entlang des Verlaufs des Nervs. Aus der Humanmedizin werden auch Heilerfolge bei tiefen Stichverletzungen berichtet, einen Anwendungsbereich, den sich Hypericum mit Ledum teilt. Bei einer Stichverletzung, die auf Ledum anspricht, muss aber die bereits erwähnte Kälte der Wunde und Besserung durch kalte Anwendungen vorhanden sein.
Atropa Belladonna – Tollkirsche:
das bekannteste Entzündungsmittel der Homöopathie. Im Arzneimittelbild von Belladonna vereinigen sich alle klassischen Entzündungsmerkmale: heiss, rot, geschwollen, berührungsempfindlich. Die Tiere sind launisch und reizbar, laute Geräusch werden nicht ertragen. Die Augen können geweitet sein (Atropinwirkung), das Blut staut sich zum Kopf (heisse, stark durchblutete Ohren, rote Bindehäute, rote Maulschleimhaut). Belladonna kann bei passender Symptomatik bei Entzündungen aller Art Anwendung finden, von der Augeninfektion bis hin zur Darmschleimhautentzündung.
Staphisagria:
Staphisagria findet einmal Anwendung zur Unterstützung der Wundheilung bei Riss- oder Schnittverletzungen (Stacheldraht, Nägel) aber auch zur besseren Heilung bei Problemen nach einer Nachgeburtsverhaltung. Wenn die Nachgeburt manuell entfernt werden muss, bilden sich viele kleine Blutergüsse in der Gebärmutter, diese werden mit Hife von Staphisagria schneller resorbiert, es bilden sich weniger bakterielle Sekundärinfektionen.
Calendula officinalis – Ringelblume:
eines der wenigen homöopathischen Mittel, das bereits als Urtinktur breite Anwendung findet. Pur bis hin zu einer Verdünnung von 1:10 der Urtinktur (1 Teil Calendula: 10 Teile Wasser) wirkt es antibakteriell und entzündungshemmend. Auf akut blutende Wunden gegeben, stoppt es die Blutung innerhalb kürzester Zeit.
Euphrasia – Augentrost:
Mit recht begrenzter Wirkung auf Atemwege und Augenerkrankungen kann Euphrasia gerade im Sommer, wenn Staub und Fliegen die Bindehäute reizen, aber auch im Herbst, wenn durch kalte, scharfe Winde Bindehautreizungen entstehen, hilfreich sein. Die Augenabsonderungen von Euphrasia sind mild, im Gegensatz zu Allium cepa. Dort hinterlassen die Augenabsonderungen kahle Stellen im Fell. Der Nasenausfluss von Euphrasia hingegen ist scharf und wundmachend – der von Allium cepa hingegen mild.
Allium cepa – Küchenzwiebel:
eines der bekanntesten Homöopathika. Die Wirkung kennt jeder, der schon Zwiebeln geschält hat. Augenausfluss (scharf und wundmachen), sowie milder, wässriger Nasenausfluss. Alle Symptome werden besser an der frischen Luft.
Dulcamara:
ein Mittel, das sich für robust gehaltene Ziegen eignet. Wenn im Herbst nasse, kalte Nächte auf heisse Tage folgen und die Tiere im Zuge dieses Wechsel anfangen zu husten oder Probleme mit den Harnwegen zu bekommen, ist Dulcamara hilfreich. Dulcamara verträgt keine Nässe, vor allem nasse Füsse verursachen immer wiederkehrende Harnwegsinfekte (Blasenentzündungen).
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caprine-homoeopathie@zwergziegen.ch
Die Forschungsstation dankt Sabine Martini-Hansske (Tierheilpraktikerin)
für die gute Zusammenarbeit sowie für die Ausführungen zur
Grundausstattung einer homöopathischen Stallapotheke
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