4. Nematoden / Rundwürmer
4.1. Trychostrongiliden
Bei Ziegen kommen vor allem
Infektionen mit Trychostrongiliden. Es existieren zahlreichen Unterarten mit
entsprechender Organspezifizierung (Lunge, Labmagen, etc.).
Bei allen Trychostrongilusarten erfolgt die Entwicklung über drei Larvenstadien,
wovon 2 im Freien bei Temperaturen von 5°C bis 37,5°C – meist im abgesetzten Kot
- erfolgen. Das dritte Stadium entwickelt sich nach der Aufnahme der Larven im
Wirt zum geschlechtsreifen vierten Stadium.
Die Larven können auf der Weide überwintern (4-6 Monate). Durch Trockenheit und
Sauerstoffmangel (Gülle) können sie jedoch zugrunde gehen.
Vorrangig werden auch hier Jungtiere im ersten Weidesommer befallen. Da
Trychostrongiliden nicht nur parasitieren = Nahrung entziehen, sondern u.a. auch
in das Hormonsystem des Körpers eingreifen, die Immunreaktionen unterdrücken
sowie das Milieu in Labmagen und Darm in den sauren pH-Wert verschieben, ist
eine Infektion mit Trychostrongiliden immer eine ernstzunehmende Erkrankung.
Leider scheinen Ziegen gegen Trychostrongiliden nicht wie Schafe und Rinder eine
Immunität entwickeln zu können
Symptome
Die
stärkste Infektionszeit ist der Spätsommer bis Herbst, gelegentlich auch im
Frühjahr bei frühzeitig ausgetriebenen 2jährigen Tieren oder Jungtieren. Meist
erkranken mehrere Tiere einer Herde gleichzeitig.
Es kommt zu nichtblutigem Durchfall, verminderte Futteraufnahme, Mattheit,
stumpfes, glanzloses Fell. Später kommen Abmagerung, eingesunkene Augen,
verminderte Hautelastizität, verminderte Pansentätigkeit sowie starke Apathie
hinzu.
Bei leichteren Fällen endet der Durchfall nach ca. 1 Woche, die Tiere können
jedoch noch mehrere Monate „kümmern“. Es kann durch den Protein- und
Energiemangel aber auch durch die hormonellen Störungen zu Wachstumsstörungen
bis hin zu Zwergwuchs kommen.
4.2. Strongyliden
Infektionen mit Strongiliden
sind, obwohl diese Parasiten weltweit vertreten sind, verursachen nur selten
Erkrankungen.
Strongiliden entwickeln sich ebenfalls im Freien bei Temperaturen um 25°C,
überwintern jedoch nur ausnahmsweise.
Es kann jedoch bereits im Frühjahr zur Kontamination von Weideflächen kommen, da
infizierte Alttiere zu dieser Zeit vermehrt Eier ausstossen. Generell nimmt das
Infektionsrisiko im Herbst zu.
Gegen Strongyliden bilden sich gut Immunitäten, Jungtiere sind solange immun,
bis sie von der Mutter abgesetzt werden.
4.3. Bunostomose / Hakenwurmbefall
Hakenwürmer bohren sich
durch Haut (vor allem bei Kitzen) in der Nabelgegend in den Körper ein und
wandern über die Lymph- bzw. Blutbahn über die Lunge in den Labmagen und
Dünndarm. Durch diese Wanderung können vor allem im Lungengewebe Schäden
entstehen (trockener Husten), sowie Anämie durch die Blutungen beim Einbohren.
Gefährdet sind Tiere auf feuchten Weiden bzw. in Ställen mit feuchter Einstreu
4.4. Strongyloidose / Zwergfadenwurm
Bei Strongyloiden kommen
sowohl männliche, als auch weibliche Tiere vor. Parasitär leben ausschliesslich
die Weibchen. Diese legen Eier, von denen sich ein kleiner Teil zu Männchen und
Weibchen entwickeln, die wiederum Eier legen. Ein Grossteil der Eier entwickelt
sich sofort zu ansteckungsfähigen Larven weiter. Diese sind in feuchtem Milieu
bis zu 4 Monate lebensfähig.
Die Infektion mit Strongyloiden erfolgt perkutan (durch die Haut) oder
galaktogen (über die Muttermilch) durch in das Euter der Muttertiere
eingewanderte Larven (7. bis 19. Tag nach der Geburt).
Larven, die durch die Haut eingedrungen sind, wandern über Lymph- bzw.
Blutgefässe – Herz – Lunge – Trachea in den Dünndarm. Bei älteren Tieren kann es
hierbei zu Fehlwanderungen, vor allem in die Muskulatur, kommen.
Befallen werden hauptsächlich Neugeborene und Jungtiere, eine Immunität
entwickelt sich rasch, es sei denn, ein massiver Befall lässt die Abwehr
zusammenbrechen.
Symptome: Hautausschläge, Quaddelbildung am Bauch und den Schenkelinnenflächen
sowie an den Klauen. Trockener Husten, beschleunigte Atmung und Herzschlag,
wässriger Durchfall, verminderte Fresslust, Abmagerung Anämie.
4.5 Lungenwürmer
4.5.1. Grosser Lungenwurm
/ Dityocaulus filaria
Die grossen Lungenwürmer
gehören zu den Nematoden und sind nahezu weltweit verbreitet.
Lungenwurmweibchen legen in den Bronchien und der Luftföhre bereits weit
entwickelte Eier, die zum Teil schon in den Luftwegen schlüpfen. Diese Larven
gelangen zum Kehlkopf, werden geschluckt oder ausgehustet, die geschluckten
Larven werden mit dem Kot ausgeschieden. Im Freien entwickeln sie sich, je nach
Temperatur und Feuchtigkeit zu Drittlarven, die wiederum mit dem Futter
aufgenommen werden. Aus dem Darm wandern sie über die grosse Körperarterie, Herz
und Lungenarterien in die Lungenbläschen ein.
Im Sommer entwickeln sich die Larven innerhalb von 4-9 Tagen, im Herbst dauert
es 3-4 Wochen, teilweise sogar noch länger, bis Drittlarven entstehen.
Lungenwurmlarven sind im Sommer aufgrund der Trockenheit max. 1 Monat
lebensfähig, im Herbst und Winter jedoch länger, auch Überwinterung in
gemässigten Wintern kommt vor. Wie bei allen anderen Nematodenarten nimmt zum
Herbst das Infektionsrisiko zu.
Symptome
Durch
den Aufenthalt in den Lungenbläschen werden diese stark geschädigt. Es kommt zu
Emphysemen (Lungenüberblähung) sowie Verkrampfungen der Lungenmuskulatur.
7 Tage bis 3 Wochen nach der Infektion treten Bronchitis/Tracheitis
(Luftröhrenentzündung) mit beschleunigter Atmung, kurzem, trockenem bis
krampfhaftem Husten und Nasenausfluss auf. Diese Bronchitis kann sich zu einer
Pneumonie (Lungenentzündung) verschlimmern, dann treten ausserdem Fieder und
verschlimmertes Allgemeinbefinden hinzu. Solch komplizierte Fälle können tödlich
enden, vor allem bei Jungtieren.
Auch gegen Lungenwürmer können Ziegen eine lang anhaltende, aber nicht
vollständige Immunität entwickeln.
4.5.2. Kleine Lungenwürmer / Protostrongyliden
Infektionen mit
Protostrongyliden kommen oft als Mischinfektion mit verschiedenen Arten von
Protostrongyliden vor. Protostrongyliden benötigen für ihre Entwicklung als
Zwischenwirt Nackt- und Gehäuseschnecken.
Geschlechtsreife Weibchen legen ihre Eier in den Luftwegen ab, die geschlüpften
Larven werden, wie bei den grossen Lungenwürmern, mit dem Kot ausgeschieden.
Diese Erstlarven sind sehr widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen. In
warmem, feuchten Wetter sowie geschützten Stellen (feuchtes Laub) überleben
manche Arten bis zu 10 Monaten und überstehen auch Frostperioden. Einzig längere
Trockenheit sowie wechselnde Wetterbedingungen bzw. anhaltende, trockene Kälte
können die Larvenzahl vermindern.
Finden die Erstlarven einen Zwischenwirt, bohren sie sich in die Schnecke ein
und durchlaufen 2 Entwicklungsstadien. In der Schnecke können die Larven
ebenfalls wochenlange Frostperioden überleben. Der Endwirt steckt sich dann
durch Aufnahme der – nach dem Tod der Schnecke – freigewordenen Drittlarven an.
Die Wanderung in die Lunge entspricht der von grossen Lungenwürmern.
In der Lunge bilden sich durch den Befall sog. Brutherde mit mehreren
geschlechtsreifen Weibchen, einigen Männchen und zahllosen Eiern und Erstlarven
sowie Wurmknoten, in denen einzelne Larven enthalten sind. Die Brutherde können
kleinere Bronchien blockieren und so den Gasaustausch und die Durchblutung in
der Lunge behindern.
Symptome: Infektionen mit kleinen Lungenwürmern verlaufen meist unauffällig. Ab
und zu sind einzelne Hustenstösse zu hören, die durch eine chronische
Bronchopneumonie verursacht werden.
Leider können Ziegen fast keine Immunität gegen kleine Lungenwürmer bilden und
auch die Therapie mit Anthelmintika (Ivermectin, Fenbendazol) greift oft nur die
erwachsenen Würmer an, jedoch nicht die Larvenstadien, so dass bei
diagnostiziertem Befall eine längere Verabreichung nötig ist.
Forschungsstation für Ziegen und Zwergziegen
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