5. Möglichkeiten der Parasitenbekämpfung
Neben den chemischen Therapeutika, deren Einsatz mit einem Tierarzt abgesprochen werden sollte, möchte ich einige alternativen Möglichkeiten zur Bekämpfung von Endoparasiten vorstellen. Es muss jedoch beachtet werden, dass die meisten angesprochenen Mittel keine abtötende Wirkung auf die Parasiten haben, sondern entweder das Darmmilieu zu Ungunsten der Parasiten verändern oder die Ausscheidung von Parasiten fördern. Es muss daher immer abgewogen werden, ob alternative Methoden ausreichen oder ob, aufgrund von Schwäche des befallenen Tieres oder des starken Infektionsdruck durch nicht optimale Haltungsbedingungen, einer chemischen Behandlung mit Abtöten der Parasiten der Vorzug gegeben werden muss.
Warum soll überhaupt über alternative Möglichkeiten der Parasitenbekämpfung
nachgedacht werden?
- es bilden sich immer mehr Resistenzen gegen
chemische Wirkstoffe
- die Inhaltsstoffe chemischer Wurmkuren belasten die Umwelt
- die Inhaltsstoffe chemischer Wurmkuren belasten die Entgiftungsorgen der
behandelten Tiere
- die verendeten Würmer sondern im Darm Toxine ab, die wiederum die
Entgiftungsorgane belasten
- die verendeten Würmer werden nicht sofort ausgeschieden, sondern können einige
Tage im Darm „liegen bleiben“ und dort verwesen, was wiederum die
Entgiftungsorgane belastet
- Darmparasiten nehmen, nach neueren Untersuchungen, Schwermetalle auf und
binden diese. Diese werden mit dem Tod der Würmer wieder frei und belasten die
Entgiftungsorgane UND das Immunsystem.
Daher bleibt für jeden Tierbesitzer zu überlegen, inwieweit er den Einsatz von
Anthelmintika auf das notwendige Minimum beschränkt und zwischenzeitlich durch
andere Methoden die Belastung seiner Tiere, gleichzeitig jedoch auch den
Infektionsdruck durch Parasiten verringert.
5.1. Homöopathische Mittel
Es gibt im Humanbereich noch einige
Homöopathika, die vor Einführung von chemischen Wurmkuren erfolgreich gegen
Darmparasiten bei Menschen eingesetzt wurden. Wie bei jeder anderen Erkrankung,
erfordert die erfolgreiche Wahl des passenden Homöopathikums auch hier eine
Erfassung und Wertung aller Symptome. Der Wurmbefall allein kann nicht als
ausreichendes Symptom für die Auswahl eines Arzneimittels dienen.
Daher stelle ich hier nur wenige Homöopathika vor, die sich durch Umstellung des
Darmmilieus ungünstig auf Darmparasiten auswirken. Ein Erfolg der Kur sollte
jedoch immer durch Kotproben VOR und NACH der Kur überprüft werden.
Abrotanum D1 – stärkt die Darmschleimhaut und erschwert das Anhaften von
Darmparasiten. Hilft NICHT gegen den Befall von Lungenwürmern bzw.
Pansenwürmern.
Mindestens 10tägige Kur, in hartnäckigen Fällen bis zu 3 Wochen. 3x täglich 1ml
Abrotanum D1-Lösung.
Cina D4 – wirkt dem Befall von Nematoden entgegen. Die Tiere wirken aufgebläht
und abgemagert. Cina kann mit Abrotanum kombiniert werden. Die Kurdauer ist die
gleiche, auch die Menge.
5.2. Alternative Mittel
Von Propolis (Bienenkittharz) wird berichtet,
dass eine kurweise Einnahme (ebenfalls mind. 2-3 Wochen mehrmals täglich) von
2-3%igem Propolis (20-25 Tropfen) den Wurmbefall bei Schafen drastisch
verringert hat. Leider liegen hierzu noch sehr wenige Erfahrungsberichte vor.
Propolis kann als alkoholische Lösung bei fast jedem Imker bezogen werden.
Untersuchungen in den USA über die Verfütterung von Kieselgur deuten darauf hin,
dass durch regelmässige Verabreichung von Kieselgur NACH einer erfolgreich
durchgeführten chemischen Wurmkur der Neubefall mit Darmparasiten deutlich
verringert werden kann.
Colloidales Silber – in den USA weit verbreitet, in Deutschland noch wenig
bekannt, soll auf Darmparasiten einen negativen Effekt haben, diese sogar
abtöten. Hierzu ist mir leider noch wenig bekannt.
Zappen – Anwendung von niederfrequentem Strom zur Abtötung von Parasiten. Nach
Angaben von Frau Hulda Clark, die diese Therapieform entwickelt hat, können
damit alle Parasitenformen angesprochen werden. Im Tierbereich liegen meines
Wissens noch keine Erfahrungswerte vor. Es stellt sich auch die Frage, ob die
mehrfache Anwendung eines Zappers bei Tieren nicht bereits als
tierschutzrelevant betrachtet werden muss.
In Deutschland ist eine auf pflanzlicher Basis aufgebaute Wurmkur zu beziehen.
Die Wirkstoffe lähmen die Darmparasiten und fördern die Ausscheidung aus dem
Darm. Leider können einzelne Tiere auf die Bestandteile der Kur mit massivem
Durchfall sowie Bauchkrämpfen reagieren. Diese Kur ist daher bei bereits
geschwächten Tieren nicht anzuraten. Auch sterben die Würmer nicht ab, der Kot
von so entwurmten Tieren muss, da weiterhin infektiös, entsprechend sorgfältig
entsorgt werden.
Generell sollten auch Tiere, die chemisch entwurmt werden, für diese Zeit
aufgestallt werden. Die mit dem Kot ausgeschiedenen Restmengen der Anthelmintika
können auf Insekten, Fische oder Bienen einen toxischen Effekt haben. Und beim
Entwurmen mit Ivermectin-Produkten muss dringend darauf geachtet werden, dass
Hunde der Britischen Hütehunderassen (Collie, Border Collie, etc.) diesen Kot
NICHT fressen, da diese Rassen eine Unverträglichkeit auf Ivermectin haben!!
Generell gilt, dass die hier genannten Alternativen einen guten bis
zufriedenstellenden Effekt auf Nematoden des Verdauungstraktes haben, bei
Lungenwürmern, Pansen- bzw. Leberegeln jedoch kaum greifen (max. auf im Darm
befindliche Larvenstadien). Auch Bandwürmer können schlecht therapiert werden.
Das aus Pferdekreisen bekannte „Absammeln der Weide“ lässt sich leider aufgrund
der Beschaffenheit von Ziegenkot nicht verwirklichen. Damit könnte die
Infektionsgefahr deutlich herabgesetzt werden. So bleiben als weitere
Prophylaxemaßnahmen noch das Kalken der Weiden mit Brandkalk im Herbst nach
Weideabtrieb bzw. die Wechselweide mit anderen Tierarten. Kalken ist in manchen
Gegenden aufgrund der negativen Wirkung von Kalk auf das Wachstum spezieller
Gräser und Kräuter untersagt, bitte hier im Vorfeld bei den örtlichen Behörden
Informationen einholen.
Wechselweide mit Schafen bietet sich nicht an, da Schafe und Ziegen zu viele
gemeinsame Parasiten haben. Wechselweide mit Rindern ist parasitentechnisch
weniger bedenklich, am unbedenklichsten (im Hinblick auf gemeinsame Parasiten)
sind Pferde (hier spielen jedoch wieder andere Faktoren eine Rolle).
Als saubere Flächen, in Bezug auf einen Befall mit Trichostrongyliden, können
solche Flächen bezeichnet werden, die entweder vorher als Ackerfläche oder als
reine Heu- bzw. Grünfutterwiesen gedient haben. Bei Grünfutterwiesen ist jedoch
wiederum die Gefahr von Infektionen mit Hundebandwürmern zu berücksichtigen.
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