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Vorab ein wenig BEGRIFFSERKLÄRUNG

Ein Parasit ist ein Lebewesen, das sich teilweise oder dauernd in oder auf 

einem anderen Lebewesen = Wirt lebt und sich teilweise oder vollständig

auf Kosten des Wirtes ernährt. Dieser Befall wird Parasitose genannt.

Es werden verschiedene Formen von Wirten unterschieden

Befallshäufigkeit

Anzahl der infizierten (nicht unbedingt auch erkrankten) Tiere einer untersuchten Population.

Befallsintensität

Anzahl der Parasiten pro Tier.

Diapause

Ruhepause während der Entwicklung.

Ektoparasit

Lebt auf der Körperoberfläche.

Endoparasit

Lebt im Körperinneren.

Endwirt

Der endgültige Wirt, in dem der Parasit seine Geschlechtsreife erlangt.

Epidemiologie

Lehre von der Verbreitung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten, hier von Parasiten.

Fehlwirt

In diesem Wirt (meist eine andere Tierart) kann sich der Parasit nicht weiterentwickeln oder über eine längere Zeit halten = biologische Sackgasse.

Gamont

Zelle oder Parasit, der reife Geschlechtszellen produziert.

Hauptwirt

Bei dieser Tierart kommt der Parasit am häufigsten vor.

Inkubationszeit

Zeit zwischen Infektion und Auftreten erster Symptome einer Erkrankung (oft nicht identisch mit der Präpatenz).

Letalität

Anzahl der gestorbenen Tiere bezogen auf die Zahl der erkrankten Tiere.

Morbidität

Anzahl der erkrankten Individuen auf eine Gesamtpopulation.

Mortalität

Anzahl der gestorbenen Individuen auf eine Gesamtpopulation.

Nebenwirt

Bei dieser Tierart kommt der Parasit weniger häufig vor als beim Hauptwirt.

Paratenischer Wirt

Beherbergt Larvenstadien, die sich nicht weiterentwickeln.

Patenz

Dauer der Ausscheidung und Nachweisbarkeit von Geschlechtsprodukten.

Postpatenz

Zeit nach der Patenz. Befall liegt weiter vor, es können jedoch keine Geschlechtsprodukte nachgewiesen werden.

Präpatenz

Dauer von der Infektion bis zum ersten Nachweis von Geschlechtsprodukten.

Zoonose

Infektionskrankheit, deren Erreger vom Tier auf den Mensch übergehen kann.

Zwischenwirt

Beherbergt ungeschlechtliche Stadien eines Parasiten, die sich im Zwischenwirt weiterentwickeln.

 

Wirt-Parasit -Verhältnis

Zwischen Parasiten und ihren Wirten herrscht ein, sich über Jahrmillionen entwickelndes, manchmal recht heikles Gleichgewicht. So wie die Parasiten Strategien entwickelt haben, im oder auf dem Wirt zu überleben, so verfügen in der Zwischenzeit auch die Wirte über Möglichkeiten, sich durch eine angepasste Immunantwort, Wechsel der Weideflächen, Verzehr von Pflanzen oder Mineralien mit antiparasitären Wirkstoffen vor zu starkem Parasitenbefall zu schützen. Nach meinem Verständnis stellt der Parasitenbefall, der ja gerade bei Jungtieren massiv, fast wie bei Menschen die Kinderkrankheiten, auftritt, eine Maßnahme der Natur dar, lebensschwache = immunschwache Individuen auszusondern und so zum Erhalt einer gesunden GESAMTpopulation beizutragen. Für uns Züchter und Hobbyhalter der modernen Zeit stellt der Verlust eines Individuums an Parasitenbefall eine mehr oder weniger schmerzhafte Tatsache dar, doch sollten solche Todesfälle für uns als Halter und damit Verantwortlichen für das Tierwohl immer als Anlass dienen, die Haltung und Gesundheit der uns anvertrauten Tiere kritisch zu überdenken.

 

Übermäßiger Parasitenbefall kann verschiedene Ursachen haben

- zu wenig Weidefläche bei zu hoher Tierzahl = übermäßige Besatzdichte: dies führt unweigerlich zu einem zugunsten der Parasiten verschobenen Wirt-Parasit-Verhältnis.

- nicht artgerechte Nahrung: Nahrung, an die eine Art nicht angepasst ist oder die nicht der natürlichen Nahrung entspricht, schwächt die Darmflora und damit die vorrangige und wichtigste Immunabwehr eines Körpers.
nicht artgerechte Haltung: Stress, der aufgrund einer Haltung entsteht, in der das Tier seine angeborenen Verhaltensweisen nicht ausleben kann, führt zu einer Schwächung des Immunsystems und damit zu erhöhter Anfälligkeit für Parasitenbefall.

- Mangelernährung: Mängel in der Ernährung, auch z.B. Mangel an Vitaminen und/oder Mineralstoffen schwächen den Organismus. Vollkommen klar sollte sein, dass unterernährte Tiere und auch Tiere, die einer Trächtigkeit oder Milchleistung nicht angepasst gefüttert werden, anfälliger für Parasiten sind. Auch alte Tiere sind generell aufgrund einer geringeren Belastbarkeit des Immunsystems anfälliger.

 

Resistenz gegenüber Parasiten

Es ist falsch anzunehmen, dass alle Tiere einem Parasitenbefall hilflos ausgeliefert sind. Jedes Individuum verfügt über Schutzmechanismen, die teilweise schon genetisch verankert sind (vererbte Resistenz). So schützt z.B. ältere Tiere eine dickere Haut vor Strongyliden-Befall. Auch mit der Muttermilch (Kolostrum) werden teilweise bereits Antikörper gegen parasitäre Infektionen an das Jungtier weitergegeben und auch der saure Magensaft tötet Larvenstadien bestimmter Parasiten ab.
 

Immunität

Eine mehrfache Infektion mit Parasiten sorgt für die Bildung von Antikörpern aus dem Immunsystem gegen die infektiösen Parasitenstadien. Diese Immunität schützt zwar nicht vor einer Infektion, jedoch vor den klinischen Auswirkungen = krankhafter Symptome des Parasitenbefalls. Das heißt jedoch, dass eine Schwächung des Immunsystems zu einem plötzlichen Aufflammen von Symptomen und damit Erkrankung führen kann. Auch sind diese Tiere Träger von Parasiten, an denen sich gerade jüngere Tiere, die noch keine Immunität erworben haben, anstecken können.
 

Nicht wenige Parasiten haben Strategien entwickelt, mit denen sie das Immunsystem des Wirtes unterdrücken oder täuschen können, um so die Bildung einer Immunität oder überhaupt die „Entdeckung“ durch das Immunsystem des Wirtes zu verhindern. Solche Parasiten leben oft sehr lange unentdeckt in einer „friedlichen“ Koexistenz mit ihrem Wirt, bis eine Schwächung des Immunsystems des Wirtes zu einer explosionsartigen Vermehrung der Parasiten führt. Bis zu diesem Zeitpunkt leben die Parasiten in Larvenform oder ohne weitere Entwicklungsschritte im Wirt, oft verborgen in der Muskulatur oder Darmwand. Diese, als Immunevasion bezeichnete Existenzform von Parasiten kann z.B. dafür verantwortlich sein, dass Tiere, trotz scheinbarer Gesundheit und Wurmkuren, trotzdem plötzlich an einer parasitären Erkrankung leider oder sogar urplötzlich an Parasitenbefall sterben.

 

ACHTUNG: eine Kotuntersuchung gibt nur einen momentanen Status im Parasitenbefall wieder. Da es in der Entwicklung von Endoparasiten immer wieder Zeiten gibt, in denen keine Ausscheidung stattfindet, kann eine Kotuntersuchung niemals mit 100%iger Sicherheit eine Parasitenfreiheit garantieren. Beim Verdacht auf Parasitenbefall sollte deshalb immer parallel eine Blutuntersuchung vorgenommen werden, da sich bestimmte Zellen –die eosinophilen Granulozyten - des Immunsystems bei Parasitenbefall vermehren. Dies kann im Blutbild festgestellt werden. Notfalls muss die Kotuntersuchung nach wenigen Wochen nochmals wiederholt werden, um mehr Klarheit zu bekommen.

 

Generell empfiehlt es sich, vor Verabreichung einer Wurmkur, Kotproben zur Untersuchung einschicken zu lassen. So bekommt man zum einen über längere Zeit gesehen einen besseren Überblick über den Parasitenbefall in einem Bestand sowie evtl. jahreszeitlich bedingte Schwankungen, zum anderen kann man so besser die Zusammensetzung der Wurmkur auf die gefundenen Parasiten abstimmen und riskiert weniger die Bildung von Resistenzen der Parasiten gegen die Wirkstoffe der chemischen Wurmkuren. Für die Halter, die mit homöopathischen Mitteln entwurmen, ist eine vorherige Kotuntersuchung zwingend notwendig, da die homöopathischen Mittel bei verschiedenen Parasiten wirken.

 

Leider ist es auch falsch anzunehmen, dass Weideflächen, die noch nie oder seit Jahren nicht mehr von einer Tierart beweidet wurden, parasitenfrei sind. Parasitenlarven werden u.a. auch durch Vögel, Fliegen oder Schnecken, die als Zwischenwirte fungieren, verschleppt bzw. können diese auch über einen langen Zeitraum hinweg in inaktiven Stadien im Erdreich überleben.

 

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